und hier kommt Teil 2
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Am nächsten Morgen schaute ich mich im Spiegel. Ich sah schrecklich aus. Meine Augen waren rot, angeschwollen und ich hatte Ringe darunter. Seufzend machte ich mich daran mir alles zu überschminken. Dabei fiel mein Blick auf das Foto, das auf meiner Kommode stand. Darauf waren Erik und ich zu sehen, Arm in Arm und glücklich. Wie in Trance nahm ich das Foto in die Hand und streichelte darüber. „Ich vermisse dich!“, flüsterte ich dem Erik auf dem Foto zu. Lange stand ich da und streichelte das Foto. Ich hörte jemanden die Treppe raufkommen. Schnell küsste ich das Foto und legte es wieder auf die Kommode. Es klopfte an meine Tür. „Herein!“, bat ich mit zitternder Stimme. Die Tür öffnete sich und Ronan, mein bester Kumpel, trat in mein Zimmer. In der Hand hielt er eine Tasse Milchkaffee. „Hier für dich, Kleine“ Langsam kam er auf mich zu und umarmte mich. Ich drückte mich fester an ihn. Nach einer Weile sagte er: „Tut mir leid für dich, Kleine. Es muss für dich echt schwer sein, ohne ihn zu leben.“ Ich nickte und spürte wie ein Schluchzen in mir hoch kam. Und schon fing ich wieder an zu weinen. Ronan gab mir ein Taschentuch. „Ich weiß nicht wie es ohne Erik weiter gehen soll. Ich … kann einfach nicht mehr. Es ist einfach alles zu viel für mich. Als erstes die Scheidung, dann Eriks Tot. Was kommt als nächstes?“, schrie ich Ronan an. „Du packst das, Kleine. Du darfst jetzt nicht aufgeben. Schau mal, du bist kurz davor dein Abitur zu machen. Lass dich jetzt nicht unterkriegen von allem. Ich weiß, es ist schwer für dich.“, redete er mir gut zu und streichelte mir sanft über den Rücken. Doch ich schüttelte ihn ab. „Du verstehst das nicht! Dein Leben war immer perfekt. Deine Eltern leben noch zusammen und die dich über alles lieben, du bist gut in der Schule, hast keinen Stress mit Freunden und musst dich einfach um nichts kümmern. Mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen!“, kreische ich. Er seufzte: „Auch mein Leben ist nicht perfekt, Kleine. Das weißt du. Nur kann ich damit umgehen, du nicht. Du siehst sofort alles positiv. Ist nicht böse gemeint, Kleine, aber versuche mal etwas positiver zu sehen. Schau mal, die Scheidung deiner Eltern. Das positive daran ist, dass du zu Weihnachten und zum Geburtstag doppelt so viel Geschenke bekommst. Du gehst zweimal in Urlaub, was andere Kinder nicht können.“ „Und was ist an dem Tod meines Freundes positiv?“ „Du hast Freunde und Eltern die dich lieben und die dir helfen wollen. Lass dir von uns helfen.“ Ich stand auf. „Okay, geh bitte raus. Ich will allein sein!“ Ronan ging. Jetzt war ich wieder alleine. Seufzend setzte ich mich aufs Bett.